Mit der Übergabe der Baumaßnahmen vor zwei Wochen konnten die Bemühungen seit den 1990er Jahren zur Renaturierung der Fischlandwiesen erfolgreich abgeschlossen werden.
Die als Ökokonto anerkannte Naturschutzmaßnahme auf der Halbinsel Fischland-Darß, zwischen Dierhagen und Wustrow entlang der L 21, umfasst rund 218 ha ehemalige Polderflächen.
Hauke Kroll, Leiter der Flächenagentur der Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH, erklärte: „Nach Ausdeichung der Flächen stellt sich über die neu geschaffenen Priele der Wasserstand des Saaler Boddens in den Grünlandflächen ein. In Kombination mit der Beweidung sind so die Voraussetzungen für die Entwicklung von artenreichem Salzgrünland geschaffen worden. Salzgrasland ist ein mittlerweile sehr seltener, europäisch geschützter Lebensraum, der in Mecklenburg-Vorpommern ursprünglich ca. 21.000 ha bedeckte. Durch Eindeichung und intensive Grünlandnutzung sind davon heute nur noch weniger als 10 % vorhanden. Es ist Heimat für verschiedene selten gewordene Pflanzen, wie z.B. Strandaster, Queller, Strand-Dreizack und Salzbinse. Außerdem ist es wichtig als Nahrungs-, Rast- und Brutfläche für teilweise bedrohte Zug- und heimische Brutvögel wie Kiebitz, Rotschenkel und Großer Brachvogel, Grau- und Blessgänse, Kraniche, Rotmilan und Rohrweihe. Mit der Renaturierung wird auch die Wasserqualität des Saaler Boddens positiv beeinflusst durch die einsetzenden Filter- und Sedimentationsprozesse im Überflutungsgebiet. Das neue Ökokonto trägt insgesamt in besonderer Weise zur biologischen Vielfalt dieser Kulturlandschaft bei."
Im Zuge der Baumaßnahme wurde zunächst ein neuer Deich mit Deichfußgraben von 4,3 km Länge entlang der L 21 und Richtung Schöpfwerk „Stadtwiese" errichtet. Der alte Deich am Saaler Booden wurde anschließend zurückgebaut. Acht Priele entstanden zum Bodden hin, um schnelles Ein- und Ausströmen von Salzwasser in die Seesandebene zu ermöglichen. Auf der Fläche wurden alte Gräben mit einer Gesamtlänge von rund 4,3 km geschlossen, weitere ca. 5,3 km Gräben teilverfüllt und drei Fahrsilos rückgebaut. Außerdem wurden zwei neue Amphibienlaichgewässer angelegt.
Für die zukünftige Entwicklung und den Erhalt des Salzgrünlandes ist eine landwirtschaftlich angepasste Nutzung notwendig. So werden die Flächen weiterhin als Weiden genutzt, bestimmte Areale können jedoch erst im Spätsommer frei gegeben werden, um bodenbrütende Vogelarten zu schützen. Die vorhandenen Gräben mussten für die Beweidung so abgeflacht werden, dass Rinder sie gefahrlos durchqueren können.
Die Umgestaltung des verbliebenen Grabensystems gewährleistet weiterhin die ordnungsgemäße Entwässerung der angrenzenden Bereiche. Eine Bewährungsprobe für die neuen Deichanlagen und das Entwässerungssystem gab es bereits: Das erste Hochwasser am 05.05.2017 sorgte mit rund 64 cm über Mittelwasser im Bereich des fünfjährigen Hochwassers für eine komplette Überflutung der Fläche. Nach wenigen Stunden lief das Wasser wieder ab. Was Wassersportlern zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt war, bei Hochwasser ist das Surfen und Kiten auf den sensiblen Flachwasserbereichen der Fischlandwiesen nicht gestattet, da Schäden an der Vegetation oder Weideinfrastruktur zu befürchten sind.