Zum Auftakt des Feldtages „Paludi-Kultur in der Praxis“ überreichte heute Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, an die Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH und die Universität Greifswald einen Fördermittelbescheid für ein umfangreiches Pilotvorhaben zur Paludi-Kultur in Mecklenburg-Vorpommern. Mit rund 11,16 Millionen Euro fördert der Bund die Erprobung von Paludikulturen auf größeren Moorflächen.
„Ich freue mich sehr über diese umfangreiche Zuwendung“, sagte Daniela Degen-Lesske, Geschäftsführerin der Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH, die im Beisein von Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Mecklenburg-Vorpommern, den Fördermittelbescheid entgegennahm. „Die Wiedervernässung der zwei Moorflächen unter Erhalt der Wertschöpfung wird einen wertvollen Beitrag zur großflächigen Umsetzung von Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz sowie zur Biodiversität auf bisher entwässerten landwirtschaftlich genutzten Moorböden leisten. Wir erhoffen uns auch, dass sich mit unserem Wirken die Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen auf Mooren erhöht.“
Das Paludi-Pilotvorhaben M-V wird in den kommenden zehn Jahren, von 2021 bis 2031, gemeinsam von der Landgesellschaft und der Universität Greifswald umgesetzt. Es zielt darauf ab, auf zwei bisher entwässerten Moorflächen, den Polder Bargischow-Süd (südöstlich von Anklam) und Teilen des Polders Sandhagen (östlich von Friedland), die Voraussetzungen für eine Bewirtschaftung unter nassen Standortbedingungen zu schaffen und pilothaft deren Bewirtschaftung zu erproben und weiterzuentwickeln. „Wir möchten innovative Nutzungsformen etablieren, die die vielfältigen Funktionen der Moore für uns und die Natur sichern“, so Hauke Kroll, Abteilungsleiter Moorschutz/Kompensation der Landgesellschaft. „Dafür testen wir den Anbau verschiedener Paludikulturen, sammeln Daten, bewerten und stellen die ökologischen und ökonomischen Erkenntnisse der Öffentlichkeit bereit.“ Die lange Laufzeit des Pilotvorhabens ermöglicht eine umfassende Erprobung der nassen Bewirtschaftung bis hin zur Ernte und innovativen Verwertung. Beispielsweise ist vorgesehen, die Verwertung von Schilf, Rohrganzglas und Rohrkolben zu untersuchen und die Beerntung auf Niedermoorflächen zu testen. Auch Standorte für den Erlenanbau werden mit Blick auf eine umweltverträgliche Bewirtschaftung und Nutzung von Wertholz untersucht. „Die nasse Bewirtschaftung revitalisierter Moore kann viele positive Effekte haben“, ist sich Daniela Degen-Lesske sicher. „Die nachwachsenden Produkte aus Paludikulturen können fossile Rohstoffe ersetzen und zu einer Reduktion der Treibhausgasemissionen beitragen. Damit sind sie auch eine Einkommensalternative für Landwirte und das weiterverarbeitende Gewerbe und vor allem in schwach entwickelten Regionen eine Perspektive.“
Mit dem Start des Paludi-Pilotvorhabens M-V im September 2021 beginnt die Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern zunächst mit den vorbereitenden Planungen für die Umsetzung der Paludikulturen und mit der Sicherstellung der notwendigen Flächen im Polder Sandhagen. Dabei kommt dem Pilotvorhaben ihre große Erfahrung zugute: Im Rahmen der Förderung nach der Moorschutzrichtlinie und der Umsetzung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen hat die Landgesellschaft M-V in den vergangenen Jahren insgesamt 26 Wiedervernässungsprojekte mit einer Fläche von etwa 5.600 Hektar betreut und umgesetzt. Weitere fünf Umsetzungsverfahren mit ca. 1.000 Hektar geplanter Wiedervernässungsfläche laufen, hinzu kommen drei Moorschutzstudien. Als Partner im Projektverbund „MoorFutures“ des Landes M-V und als Flächenagentur gemäß der ÖkoktoVO M-V bündelt die Landgesellschaft M-V umfassende Kompetenzen bei Moorrenaturierungen, im Flächenmanagement, in der Agrarberatung und Agrarinvestitionsförderung, bei erneuerbaren Energien und der Verwaltung der landeseigenen landwirtschaftlichen Flächen.
Bildinformation zum Foto Übergabe des Fördermittelbescheides (Nr. 15/16)
Corinna Enders (Geschäftsführerin Zukunft-Umwelt-Gesellschaft (ZUG) gGmbH), Jochen Flasbarth, Anke Nordt (Universität Greifswald), Daniela Degen-Lesske, Dr. Franziska Tanneberger (Greifswald Moor Centrum), Till Backhaus (v.l.n.r.)